Autorenumfrage Eckart Conze

Lieber Herr Conze, Sie waren 2010 mit einem Aufsatz an unserem Themenheft »Sicherheit« beteiligt. Inzwischen hat das Thema ja eine zusätzliche Brisanz und Aktualität gewonnen, die vor vier Jahren so noch nicht abzusehen war. Was kann, was sollte die Geschichtswissenschaft zur weiteren Diskussion um »Sicherheit« beitragen?

Die gegenwärtigen Entwicklungen und Diskussionen bestätigen die enorme Bedeutung des Themas »Sicherheit« in einer Geschichte des Politischen – und das gilt nicht nur für die allerjüngste Zeitgeschichte. Immer deutlicher wird, dass über zentrale Politikfelder und gesellschaftliche Prozesse nicht nur im 20. Jahrhundert auch in Form von Sicherheitsfragen verhandelt wurde, dass Sicherheitsdiskurse Gesellschaften für politische Steuerung formierten und sich die Entwicklung und Veränderung von Staatlichkeit auch in Sicherheitsdispositiven vollzog – und weiter vollzieht. Die seit einigen Jahren in Gang gekommene und fraglos vom Impuls der Gegenwart beförderte zeithistorische Erforschung des Komplexes Sicherheit/Unsicherheit wirkt mit ihren Fragen und Kategorien mittlerweile weit über die Zeitgeschichte hinaus in andere Epochen (auch jenseits der Moderne). Ob es sich um das Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit handelt oder um Prozesse der »Versicherheitlichung« (»securitization«): Eine Historische Sicherheitsforschung hat nicht nur das Potential, aktuelle Sicherheitsdynamiken und Sicherheitsdiskurse historisch zu perspektivieren, sondern sie kann auch dazu beitragen, ein in Politik und Wissenschaft zum Teil bis heute essentialistisches Verständnis von Sicherheit zum Gegenstand kritischer Analyse zu machen, es dadurch zu problematisieren und zu relativieren.

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