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Aktuelle Ausgabe

1/2023: Ausweisen – Rückführen – Abschieben
Demonstration im Juli 1993 für ein Bleiberecht von Rom*nja, die im Kirchenasyl auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau Schutz vor Abschiebung suchten und gegen das deutsch-rumänische »Rücknahmeabkommen« protestierten

Demonstration im Juli 1993 für ein Bleiberecht von Rom*nja, die im Kirchenasyl auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau Schutz vor Abschiebung suchten und gegen das deutsch-rumänische »Rücknahmeabkommen« protestierten

(dpa/Süddeutsche Zeitung Photo)

Aktuell

Liebe Leserinnen und Leser,

zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der nun schon mehr als zwei Jahre dauert, verweisen wir auf die Texte und Materialien bei zeitgeschichte | online (mit weiteren aktuellen Beiträgen hier) sowie bei H-Soz-Kult.

Möge dieser entsetzliche Krieg so bald wie möglich ein gerechtes Ende finden! Siehe auch das Editorial zum Heft 3/2022.

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Am 27. März ist der Verhaltensökonom Daniel Kahneman im Alter von 90 Jahren verstorben. Einen vielzitierten Aufsatz, den Kahneman gemeinsam mit Amos Tversky vor 50 Jahren veröffentlichte, hat Rüdiger Graf 2015 in unserer Zeitschrift näher untersucht. Siehe auch seinen aktuellen Artikel bei Geschichte der Gegenwart.

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Der norwegische Friedensforscher Johan Galtung ist am 17. Februar mit 93 Jahren verstorben (siehe den Nachruf von Peter Imbusch bei Soziopolis). Mit Galtungs Begriff der »strukturellen Gewalt« hat sich Michael Riekenberg 2008 in dieser Zeitschrift auseinandergesetzt.

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Am 13. Januar wäre der österreichische Philosoph Paul Feyerabend (1924–1994) 100 Jahre alt geworden. Dessen berühmtestes Buch hat Michael Hagner 2017 in unserer Rubrik »Neu gelesen« vorgestellt: »Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie« (1975/76). Hagner liest dieses Buch als »Antidot gegen die Zumutungen des Populismus« und damit gerade nicht als Plädoyer für Beliebigkeit, sondern als Bekräftigung von Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnis.

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Vor 50 Jahren, am 13./14. Februar 1974, wurde der Schriftsteller Aleksandr Solženicyn (1918–2008) aus der Sowjetunion ausgewiesen und musste fortan im Exil leben. Ende Dezember 1973 war in Paris der erste Band von Solženicyns »Archipel GULAG« erschienen. In der Rubrik »Neu gelesen« hat Johannes Grützmacher 2006 an dieses zentrale Werk erinnert.

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Das aktuelle Heft, herausgegeben von Jannis Panagiotidis und Florian Wagner, bietet geschichts- und sozialwissenschaftliche Forschungsergebnisse sowie neue Diskussionsimpulse zum Leitthema »Ausweisen – Rückführen – Abschieben«.

Während die Migrationsgeschichte in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten generell eine verstärkte wissenschaftliche Aufmerksamkeit gefunden hat, ist die erzwungene Entfernung von Migrant:innen aus bestimmten Nationalstaaten dabei noch kaum zum Gegenstand der historischen Forschung geworden. Das Themenheft beschäftigt sich mit Ausweisungs-, Rückführungs- und Abschiebungspraktiken, die gerade in liberalen Demokratien einer rechtlichen Legitimation bedürfen. Während sich das nationale und internationale Recht nach 1945 eher zu Gunsten von Arbeitsmigrant:innen und Geflüchteten zu entwickeln schien, verstetigten sich gleichzeitig Praktiken und Routinen der Rückführung. Die Voraussetzung dafür war die Produktion von »Rückführbarkeit«, welche erzwungener oder (angeblich) freiwilliger Rückkehr den Weg bereitete. Die Autor:innen des Themenhefts fragen nach diskursiven, rechtlichen und praxeologischen Bedingungen des Ausweisens, Rückführens und Abschiebens in transnationaler, vergleichender und migrantischer Sicht. Unser besonderes Augenmerk gilt Deutschland, das sich lange der Einsicht verweigerte, ein Einwanderungsland zu sein. Rückführungen wurden daher zum Mittel, Migration umzukehren und den Zustand als vermeintliches »Nichteinwanderungsland« wiederherzustellen. Erzwungene Abschiebungen wurden hier zudem vor dem historischen Hintergrund der Massendeportationen des Nationalsozialismus verhandelt und kritisiert. Darüber hinaus rücken die Beiträge des Themenhefts auch die postkolonialen und globalen Verflechtungen von Migration nach und Abschiebungen aus Deutschland in den Fokus.

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Die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel und die damit verbundenen Gewalttaten seit dem 7. Oktober 2023 sind grausame Verbrechen. Alle Erklärungen von Solidarität wirken in dieser Situation völlig unzureichend, sind aber doch dringend notwendig. Wir denken mit Trauer, Entsetzen und Mitgefühl an alle Autor:innen, Kolleg:innen, Freund:innen in und aus Israel und hoffen mit ihnen gemeinsam auf friedlichere, menschlichere Zeiten. Als Teil der deutschen und internationalen Wissenschaftsgemeinschaft unterstützen wir die Stellungnahme der Allianz der Wissenschaftsorganisationen vom 12. Oktober (hier auf Englisch und Deutsch). Ein Statement des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam findet sich hier. Zur Solidarität und Empathie gehört selbstverständlich auch »die kompromisslose Verpflichtung zur Humanität beider Seiten« (Omri Boehm).

Hamas' terrorist attacks on Israel and the related acts of violence since 7 October 2023 are atrocious crimes. All declarations of solidarity seem completely inadequate in this situation, but are nevertheless urgently necessary. We think with grief, consternation and compassion of all authors, colleagues and friends in and from Israel and hope together with them for more peaceful and humane times. As part of the German and international scientific community, we support the statement of the Alliance of Science Organisations in Germany of 12 October (here in English and German). A statement by the Leibniz Centre for Contemporary History Potsdam can be found here. Solidarity and empathy of course also include »an uncompromising commitment to humanity on both sides« (Omri Boehm).

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Frank Bösch, Herausgeber der »Zeithistorischen Forschungen«, hat im Februar 2024 sein neues Buch publiziert: »Deals mit Diktaturen«.

Martin Sabrow, ebenfalls Herausgeber dieser Zeitschrift, hat seine an der Humboldt-Universität zu Berlin gehaltene Abschiedsvorlesung im Juni 2023 als Buch veröffentlicht: »Zeitenwenden in der Zeitgeschichte«.

Konrad H. Jarausch, wesentlicher Mitbegründer und langjähriger Herausgeber unserer Zeitschrift (2003–2021/22), hat bei Berghahn Books im April 2023 ein autobiographisches Buch veröffentlicht:
»The Burden of German History. A Transatlantic Life«.

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Neuigkeiten aus der Redaktion:

Jürgen Danyel, Mitbegründer dieser Zeitschrift und seit 2003 kontinuierlich beteiligt, hat die Redaktion im März 2024 verlassen. Wir danken ihm herzlich für die langjährige Unterstützung und Begleitung! Als neues Redaktionsmitglied begrüßen wir Michael Homberg, der in den »Zeithistorischen Forschungen« bereits 2020 durch seinen Aufsatz »Computerliebe« hervorgetreten ist.

Rüdiger Graf organisiert mit Matthias Pohlig und Ulrike Schaper die Online-Diskussionsreihe »Geschichtliche Grundfragen«.
Die bisherigen Beiträge der Reihe sind hier dokumentiert. Die nächste Diskussionsrunde findet am 26. April 2024 statt.
Seine neue Monographie »Vorhersagen und Kontrollieren. Verhaltenswissen und Verhaltenspolitik in der Zeitgeschichte« ist im März 2024 erschienen und zugleich im Open Access abrufbar.

Christiane Reinecke, seit September 2021 Professorin für Neuere und Neueste Europäische Geschichte an der Europa-Universität Flensburg, ist Mitherausgeberin des neuen »Inventars der Migrationsbegriffe« (im Aufbau; eine parallele Buchfassung mit Open Access ist im Juni 2023 erschienen). Beiträge der »Zeithistorischen Forschungen« zum Themenfeld Migration gibt es hier.

Nina Verheyen hat im Rahmen eines Diskussionsforums bei H-Soz-Kult folgenden Kommentar veröffentlicht: »Kein Spezialfeld. Geschlecht(ergeschichte) als analytische Perspektive für das ganze Fach« (22.11.2023).

Irmgard Zündorf hat gemeinsam mit Amélie zu Eulenburg im Mai 2023 den Sammelband »Konkurrenz um öffentliches Gedenken. Erinnerungskulturen im Raum Potsdam und Brandenburg« herausgegeben. Im Dezember 2023 erschien der gemeinsam mit Peter Ulrich Weiß und Florentine Schmidtmann herausgegebene Sammelband »Umstrittene Umbrüche. Das Ende der SED-Diktatur und die Transformationszeit in Brandenburg«.

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Seit 2012 veranstaltet das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in wechselnder Besetzung das Historische Quartett, u.a. mit Redaktionsmitgliedern der »Zeithistorischen Forschungen«. Ab 2022 findet die Diskussionsrunde im Literaturforum des Brecht-Hauses in Berlin statt. Livestreams zum Nachhören gibt es hier. Der nächste Termin ist am 14. Oktober 2024 (mit Jutta Braun, Jan-Holger Kirsch, Alexander Kraus und Annette Schuhmann).

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Für Deutschlandfunk Kultur hat Winfried Sträter ein Interview mit Frank Biess geführt – über die Ergebnisse und Thesen seines Aufsatzes zu Günter Wallraffs Buch »Ganz unten« (1985).

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Zu seinem Aufsatz »Islamist Masculinity in Turkey, 1950–2000« im Themenheft »Männlichkeiten« (ZF 3/2021) wurde Jan-Markus Vömel im Podcast Turkey Book Talk interviewt.

Dieses Themenheft ist bei H-Soz-Kult rezensiert worden (von Daniel Gerster, 24. Januar 2023, siehe hier).

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Das Themenheft »Disability History« (ZF 2/2022) ist ebenfalls bei H-Soz-Kult rezensiert worden (von Angela Wegscheider und Matthias Forstner, 11. Mai 2023, siehe hier).

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Der Verein der Freunde und Förderer des ZZF Potsdam vergibt seit 2017 jährlich den Zeitgeschichte-digital-Preis. Ausgezeichnet werden die besten Beiträge, die im jeweils vorangegangenen Kalenderjahr in den Online-Portalen des ZZF veröffentlicht wurden. Die diesjährige Preisverleihung fand am 28. November 2023 in Potsdam statt. Die nominierten Beiträge sind hier aufgelistet, Informationen zu den bisherigen Preisverleihungen finden sich hier.

Ausgezeichnet wurden diesmal ein Beitrag von Raphael Rössel für die »Zeithistorischen Forschungen« (Kategorie Wissenschaft) und ein Beitrag von Lena Herenz für zeitgeschichte|online (Kategorie Wissenschaftskommunikation). Eine Fotogalerie mit Bildern von der Preisverleihung gibt es hier. Herzlichen Glückwunsch an die Preisträgerin und den Preisträger! Die Laudationes der Jury können Sie hier nachlesen.

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Neue Reprints

Materialien zum Thema des Heftes 2/2016

  • Apartheid
  • ›Entspannung‹ im südlichen Afrika? Die bundesdeutsche Außenpolitik und die Apartheid in den 1970er Jahren
    DOI: https://doi.org/10.5771/9783748927747-27

Materialien zum Thema des Heftes 2/2015

  • Fotografie als politische Praxis im Nationalsozialismus. Überlegungen zur Vermittlung von Ideologie und Subjektivität in privaten Fotoalben
  • Kriegsfotos auf dem Obersalzberg. Anmerkungen zu Eva Brauns Albumsammlung
  • Unklare Grenzziehungen. Zur Konstruktion von »Eigenem« und »Fremdem« in Aufnahmen deutscher Fotoamateure während des Zweiten Weltkriegs

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