Abstract

Christoph Deupmann

Nach 1989/90 wurde kriegerische Gewalt innerhalb Europas auf neue Weise zum Thema und gerade auch für Intellektuelle zu einer unerwarteten Herausforderung. Die Diskussion unter deutschsprachigen Schriftstellern über den Krieg im ehemaligen Jugoslawien war hauptsächlich eine Debatte um Peter Handke. Sie fungierte als eine Art Stellvertreterdebatte, während engagierte politische Interventionen deutscher Literaten meist ausblieben. In seinen kontroversen Texten seit 1996 versuchte Handke einen ‚dritten‘ Standpunkt jenseits der zweiwertigen Logik des politischen Diskurses in den Medien zur Geltung zu bringen. Dennoch tendierte sein ‚poetischer‘ Blick auf Serbien zunehmend zur politischen Parteinahme, wie etwa seine Annäherung an den in Den Haag angeklagten serbischen Präsidenten Miloševic zeigt. Obwohl seine Sprache eine Alternative zum ‚herrschenden‘ medialen Diskurs suchte, wurde sie wie die Figur ‚Peter Handke‘ letztlich von den Regeln der politischen Öffentlichkeit absorbiert.
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Since 1989-1990, violence occurring in the context of wars in Europe has become the object of new debates, and is posing an unexpected challenge to intellectuals. The discussion among German-speaking authors about the war in former Yugoslavia focused largely on the case of the writer Peter Handke. This debate acted as a substitute for the expression of genuinely political positions on the part of German writers. In controversial texts written since 1996, Handke tried to assert a ‘third’ position beyond the two-pronged logic of political discourse conveyed by the media. Nevertheless, his ‘poetic’ approach to issues concerning Serbia revealed a biased position, as his favourable approach towards the case of the impeached Serbian president Miloševic in Den Haag shows. Although he strove to establish an alternative to the dominant media discourse, the persona ‘Peter Handke’ has, along with the language he uses to describe this situation, since been absorbed by the rules of political publicity.

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