Abstract

Marcus M. Payk

Der Aufsatz behandelt die Gewaltfaszination innerhalb von zwei politisch konträren Intellektuellenmilieus in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Durch eine Gegenüberstellung der Konservativen Revolution der 1920er- und der Neuen Linken der 1960er-Jahre werden Ähnlichkeiten und Unterschiede in den intellektuellen Verhaltensstilen, Denkfiguren und argumentativen Grundmustern herausgearbeitet und jenseits von Skandalisierung und Apologie kontextualisiert. So können einerseits ideengeschichtliche Analogien zwischen beiden Bewegungen aufgezeigt werden, etwa in einem Überlegenheits- und Sendungsbewusstsein sowie in der Behauptung einer bevorstehenden Epochenwende. Andererseits resultierte aus den verschiedenen inhaltlichen Positionen eine unterschiedlich ausgeprägte Handlungsbereitschaft. Während sich die Weimarer Rechtsintellektuellen mehrheitlich als interessierte, wiewohl passive Beobachter von naturwüchsigen Krisenzuständen sahen, verstanden sich nicht wenige Protagonisten der westdeutschen Neuen Linken als handelnde Subjekte eines welthistorischen Entscheidungskampfes - wenngleich auch hier letztlich nur eine Minderheit den Weg aktiver Gewaltausübung einschlug.
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The article examines the fascination with violence harboured in two politically contrary intellectual movements of twentieth century German history. By contrasting the Conservative Revolution of the 1920s with the New Left of the 1960s, the author explores similarities and differences in intellectual conduct, patterns of thought, and argumentation. On the one hand, the comparison of the two intellectual movements reveals analogies, such as their sense of mission and superiority and their claim that they would soon be witnesses of a historical watershed. On the other hand, the ideological differences resulted in opposing attitudes towards personal involvement and violent action. While the majority of Weimar right-wing intellectuals acted as interested, yet passive observers of an almost natural crisis by the early 1930s, many protagonists of the West German New Left saw themselves as subjects of a decisive battle with historic consequences in the late 1960s.

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