Abstract

Christian Marx

Während die Jahrzehnte des Booms nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine weitgehend stabile Ordnung geprägt waren, setzte mit dem Sinken wirtschaftlicher Wachstumsraten, dem Zerfall des internationalen Währungssystems und den beiden Ölpreiskrisen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine Zeit zunehmender Komplexität unternehmerischer Entscheidungen ein. Statt der bis dahin dominierenden Orientierung an der Produktion wurde der Markt zum wichtigsten Bezugspunkt und die Kapitalrendite zum maßgeblichen Indikator. Am Beispiel des Chemiefaserproduzenten Enka Glanzstoff bzw. dessen Mutterkonzern Akzo wird gezeigt, auf welche Weise der Markt durch die Öffnung der Vorstandsetagen für externe Berater (in diesem Fall von McKinsey) an Bedeutung gewann. Seit den 1970er-Jahren wurden zahlreiche Unternehmen nach kompetitiv gedachten Organisationsprinzipien umstrukturiert. Trotz der Gegenwehr von Gewerkschaften und Betriebsräten schritt damit auch die interne Vermarktlichung von Unternehmen voran. Während die Unternehmen zudem stärker multinational agierten, gelang dies den Arbeitnehmervertretungen nicht in gleichem Maße.

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Marketization in the West European Chemical Fibre Industry. Consultants, Managers, and Employees since the 1970s

The decades of the post-war boom were characterized by a stable political and economic order. Later, with the decline of economic growth rates, the collapse of the international monetary system and the two oil crises, corporate decisions became increasingly complex. Production was no longer the primary consideration, with the market and the return on capital instead becoming the key reference points in the final third of the twentieth century. With particular reference to the West European man-made fibre producer Enka Glanzstoff and its parent company Akzo, the article shows how the market gained in importance with the opening of the boardrooms to external consultants (in this case from McKinsey). From the 1970s onwards, many companies were restructured according to competitive organizational principles. Despite the opposition from trade unions and works councils, the internal marketization of enterprises continued. While a lot of companies operated more multinationally during this period, employee representatives were not as successful as the management in organizing their interests across borders.

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