Der lange Schatten der Kulturkritik

Arnold Gehlen über „Die Seele im technischen Zeitalter“

Anmerkungen

Arnold Gehlen, Die Seele im technischen Zeitalter. Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft, Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1957.


„Die Seele im technischen Zeitalter“ war Arnold Gehlens meistverkauftes Buch. Von 1957 bis zu Gehlens Todesjahr 1976 erschienen 15 Auflagen mit insgesamt 106.000 Exemplaren.1 Die Abhandlung wird seitdem nicht nur zu den „Klassikern der Technikphilosophie“ gezählt, sondern gar zu den „Büchern, die das Jahrhundert bewegten“.2 Der Verkaufserfolg war dabei sicher auch der Tatsache geschuldet, dass das Buch nach einer ersten und kürzeren, 1949 unter dem späteren Untertitel „Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft“ erschienenen Fassung 1957 mit klangvollerem Obertitel und zusätzlichen Kapiteln in „rowohlts deutsche enzyklopädie“ aufgenommen wurde.3 Diese von Ernesto Grassi herausgegebene Reihe, in der unter anderem Hans Sedlmayrs „Revolution der modernen Kunst“, Ortega y Gassets „Aufstand der Massen“ und Margret Boveris „Verrat im 20. Jahrhundert“ erschienen waren, war eines der einflussreichsten Publikationsforen der 1950er-Jahre, so dass sich für diese Zeit von einer der späteren „Suhrkamp-Kultur“ vergleichbaren „rde-Kultur“ sprechen lässt.4

Doch Gehlen verdankte seinen Publikationserfolg nicht allein dem Verstärkereffekt der Rowohlt-Reihe. Sein Buch war 1957 in mehrfacher Hinsicht auf der Höhe der Zeit – und dieser in mancher Hinsicht sogar voraus. Zunächst war es ein maßgeblicher Beitrag zur Technikdebatte, die sich unter den Stichworten „Entfremdung“, „Vermassung“ und „Automatisierung“ in den 1950er-Jahren zum Leitdiskurs der gesellschaftlichen Selbstverständigung der jungen Bundesrepublik entwickelt hatte und 1957, im Jahr des Sputnik-Schocks, eine Art Höhepunkt erreichte.5 Innerhalb dieser Technikdebatte distanzierte sich Gehlen jedoch vom Technikpessimismus etwa Martin Heideggers und auch vom Untergangs-Alarmismus eines Günther Anders.6 Indem er die Technik als anthropologische Notwendigkeit interpretierte, trug Gehlen zur Entdramatisierung der Technikdebatte bei und widersprach zugleich der Rede vom drohenden Untergang der abendländischen Kultur.7 In diesem Sinn war ihm auch an einer Vermeidung simpler Kulturkritik gelegen, wiewohl er selbst durchaus an zentralen Topoi kulturkritischen Denkens festhielt.8 Durch seine disziplinäre Selbstverortung in der Soziologie signalisierte Gehlen jedoch bereits die Abkehr vom deutschen Idealismus und die Bereitschaft, sich mit seiner Gesellschaftsanalyse auf den Boden der industriellen Zivilisation zu stellen. Zugleich bemühte er sich um Anschluss an die internationale und besonders die nordamerikanische sozialwissenschaftliche Forschung. In „Die Seele im technischen Zeitalter“ bezog er sich etwa ausführlich auf David Riesmans „Lonely Crowd“ (1950), auf Jakob Levy Morenos Soziometrie und William McDougalls Sozialpsychologie. Das von Gehlen auch für den eigenen Ansatz verwendete Stichwort der Sozialpsychologie wies zudem auf die in den 1960er-Jahren unter anderem von Alexander Mitscherlich vorangetriebene „Psychologisierung der Sozialdiagnose“ voraus.9

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Mit diesem Profil und den Thesen seiner „Seele im technischen Zeitalter“ gehörte Gehlen zu den viel gefragten öffentlichen Zeitdiagnostikern der 1950er- und 1960er-Jahre, wie sich unter anderem an seiner Präsenz in den Radiokulturprogrammen zeigte, wo er regelmäßig mit seinem antipodischen Freund Theodor W. Adorno diskutierte.10 Es wäre jedoch zu einseitig, wollte man Gehlen lediglich als Modernisierer des gesellschaftsdiagnostischen Diskurses der Bundesrepublik darstellen. Dagegen sprechen nicht nur sein politischer Konservatismus und seine unaufgearbeitete NS-Vergangenheit, die Ende der 1960er-Jahre zu harten Auseinandersetzungen mit der Studentenbewegung führten und Gehlen intellektuell ins Abseits gerieten ließen. Auch innertheoretisch erwies sich Gehlens Ansatz in vielem als modernisierungsresistent, wie sich besonders an der Statik seiner Institutionenlehre zeigte, die nicht nur von Gehlens Gegnern kritisiert wurde, sondern auch von seinem Weggefährten und Freund Helmut Schelsky.11 Diese Modernisierungswiderstände finden sich auch in „Die Seele im technischen Zeitalter“. Um sie genauer benennen zu können, muss das Buch zunächst in Gehlens Biographie und Werkentwicklung eingeordnet werden.12

Der 1904 in eine Leipziger Großbürgerfamilie hineingeborene Arnold Gehlen studierte in Leipzig Philosophie, Deutsch und Kunstgeschichte, promovierte dort 1927 bei Hans Driesch und wurde 1930 mit seiner Schrift „Wirklicher und unwirklicher Geist“ habilitiert. 1933 unterschrieb Gehlen das „Bekenntnis der deutschen Geisteswelt zu Adolf Hitler“, trat am 1. Mai der NSDAP bei und erhielt zum Sommersemester 1933 den Frankfurter Lehrstuhl des aus politischen Gründen amtsenthobenen Paul Tillich. 1934 wurde er als Nachfolger seines akademischen Lehrers Hans Driesch nach Leipzig berufen; 1938 wechselte er auf den Kant-Lehrstuhl der Universität Königsberg und 1940 an die Universität Wien. 1942 übernahm er den Vorsitz der Deutschen Philosophischen Gesellschaft. Der Nationalsozialismus bescherte Gehlen auf diese Weise eine glänzende akademische Karriere. Wie sein Projekt einer „Philosophie des Nationalsozialismus“ deutlich macht, unterstützte Gehlen das NS-Regime jedoch nicht nur aus Opportunismus, sondern aus Überzeugung.13 Lässt sich sein frühes NS-Engagement dabei noch als Teil einer „idealistischen Phase“ einordnen,14 so wandte er sich ab Mitte der 1930er-Jahre der philosophischen Anthropologie zu. Auf diesem Gebiet veröffentlichte Gehlen 1940 die Abhandlung „Der Mensch“, die gemeinhin als sein philosophisches Hauptwerk gilt. 1945 durchlief Gehlen die Entnazifizierung relativ problemlos. Er wurde jedoch an keine der großen Universitäten mehr berufen. 1947 wurde er Professor für Soziologie an der neu gegründeten Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer; 1962 wechselte er an die Technische Hochschule Aachen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1969 wiederum Soziologie lehrte.

Trotz des Bruchs von 1945, der auch im Fächerwechsel von der Philosophie zur Soziologie zum Ausdruck kam, ist ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen Gehlens philosophischer Anthropologie und seiner Nachkriegssoziologie zu erkennen.15 In seinem Hauptwerk von 1940 bestimmte Gehlen den Menschen nicht nur als „Kulturwesen“, dem die Kultur „zweite Natur“ sei, sondern zugleich als „Mängelwesen“, das aufgrund seiner natürlichen Ausstattung auf „Entlastungen“ durch künstliche und gesellschaftliche Einrichtungen, das heißt durch „Sozialregulationen“, angewiesen sei.16 Als derartige sozialregulative Entlastungen, mit denen Gehlen sich in seinen Nachkriegswerken beschäftigte, erscheinen sowohl die gesellschaftlichen Institutionen (wie die Religion, der Staat, das Recht etc.) als auch die Technik. Seine Institutionenlehre entwickelte Gehlen vor allem in der 1956 erschienenen Abhandlung „Urmensch und Spätkultur“; die Technik stand dagegen in „Die Seele im technischen Zeitalter“ im Mittelpunkt.

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Tatsächlich widmete Gehlen das erste Kapitel dieses Buchs dem anthropologischen Status der Technik. Er bestimmte sie darin als Kompensation für die Organmängel des Menschen. Insbesondere machte er deutlich, dass die Technik von Anfang an zum Menschen gehöre: „Die Welt der Technik ist also sozusagen der ‚große Mensch‘ [...]. Sie ist, wie der Mensch, ‚nature artificielle‘.“ (S. 9) Als solche künstliche Natur sei sie aber wie der Mensch der historischen Veränderung unterworfen. Dies habe in der Neuzeit zu einer neuen „Superstruktur“ geführt (S. 11), in der sich die Technik mit der Naturwissenschaft und dem kapitalistischen Produktionssystem verbunden habe und die es rechtfertige, von einem eigenen Industriezeitalter zu sprechen: „Heute ist der Zustand erreicht, in dem man die Naturwissenschaft, die Technik und das Industriesystem funktionell im Zusammenhang sehen muß.“ (S. 13) Der Übergang in diese Superstruktur des „Industrialismus“ erschien Gehlen als „absolute Kulturschwelle“ (S. 87), vergleichbar nur mit der neolithischen Revolution (S. 71).

Damit wandte sich Gehlen gegen die in den 1950er-Jahren noch immer populären historischen Zyklen- und Verfallstheorien Oswald Spenglers und Arnold Toynbees, denen zufolge sich die westliche Zivilisation im Zustand der „Spätzeit“ befinde. Allerdings konnte auch Gehlen von der „Spätkultur“ sprechen. Denn für ihn erschien die Superstruktur des Industrialismus zugleich als posthistorische Konstellation nach der „Zivilisationsperiode alten Stils“ (S. 88). Gehlens Thesen zum „Ende der Geschichte“, die er 1975 auf die Formel von der „Endgültigkeit der zivilisatorischen Strukturen“ brachte,17 waren in „Die Seele im technischen Zeitalter“ zwar noch nicht ausformuliert, aber schon angelegt.18 Zu ihnen gehörte auch die Vorstellung des technokratischen Konservatismus von der post-ideologischen Verwaltung des Gemeinwesens, die Gehlen mit seinem Leipziger Mentor Hans Freyer verband.19

Unter den Bedingungen der Industriekultur konnte sich Gehlen keinen historischen oder gesellschaftlichen Fortschritt mehr vorstellen. Auf diese Weise geriet ihm die Darstellung der sozialpsychologischen Auswirkungen der Industrialisierung trotz seiner vordergründigen Ablehnung der Kulturkritik auf weiten Strecken zu einem Panorama des gesellschaftlichen Niedergangs, das mit seiner Diagnose eines Institutionenzerfalls in der Moderne korrelierte. Denn im Industriezeitalter träten „soziale Organisationen“ an die Stelle der Institutionen, ohne deren Leistungen vollständig zu übernehmen: „Die Folge der Entgliederung der Gesellschaft im Industriezeitalter ist der Ersatz der Institutionen durch Organisationen.“ (S. 116) Die Beschwörung der „Persönlichkeit“ als „Institution in einem Fall“ (S. 118), mit der Gehlen sein Buch beschloss, erscheint so gleichsam als konservatives Pfeifen im Wald der technischen und sozialen Modernisierung und war eng verwandt mit der zeitgenössischen Kulturkritik, von der sich Gehlen gerade abgrenzen wollte.

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Was kann man aus Gehlens „Die Seele im technischen Zeitalter“ für die heutige Zeitgeschichtsschreibung (dennoch) lernen? Zunächst ist Gehlens Betonung des epochalen Charakters des „Industrialismus“ ebenso ernstzunehmen wie sein Hinweis, dass die moderne Technik nur in ihrem Zusammenhang mit den Naturwissenschaften und der Industrie sinnvoll untersucht werden könne. Gerade in einer Zeit, in der die bisherigen Industriegesellschaften einen fundamentalen Wandel erleben, mögen diese Zugänge erkenntnisfördernd sein. Vor allen Dingen aber lässt sich mit Gehlen der Blick auf die moderne „Bewußtseinsstruktur“ lenken, „die von der Wissenschaft und Technik, der Industrienatur und der Stadtatmosphäre unwiderstehlich umgeprägt worden ist“ (S. 70). Auf dieser Ebene der sozial-moralischen und mentalen Auswirkungen der Industrialisierung und Technisierung des modernen Lebens enthält Gehlens Buch eine Vielzahl aufschlussreicher Beobachtungen. Dazu gehört etwa seine Beschreibung des „Mittelbarwerden[s] der Erfahrung“ in der Mediengesellschaft, die zur Dominanz von „Erfahrung zweiter Hand“ geführt habe (S. 49). Zudem wies Gehlen auf die vielfach paradoxe Struktur moderner Tendenzen hin. So gehe etwa der „emotionale Schematismus“ der Konsumgesellschaft (S. 60) mit einer „Differenzierung der Subjektivität“ (S. 61) und einer Ausbreitung von „psychologische[m] Allgemeinwissen“ (S. 58) einher. Für seine soziologische Analyse zog Gehlen im Übrigen regelmäßig Beispiele aus der modernen Kunst heran, was der Zeitgeschichtsforschung ebenfalls als Anregung dienen kann, sich die Kunst als Quelle gesellschaftsdiagnostischer Reflexion zu erschließen.20

Arnold Gehlen hat sich während der Studentenunruhen sowie mit seinem Buch „Moral und Hypermoral“ von 1969 auch als Intellektuellenkritiker einen Namen gemacht. Die Soziologie sollte als „gouvernementale Hilfswissenschaft“21 lediglich technisches Wissen für die Verwaltung des Gemeinwesens bereitstellen, aber nicht dessen Grundlagenreflexion betreiben. Auch Gehlens Institutionenlehre sah keine innerinstitutionelle Reflexion vor. Dennoch agierte er selbst in der Bundesrepublik als politischer Intellektueller. Sein Buch „Die Seele im technischen Zeitalter“ ist ein Zeugnis der intellektuellen Reflexion, mit deren Hilfe sich die modernen Gesellschaften über sich selbst verständigen. Dieser Reflexionsmodus stellt gerade in seiner Zeitgebundenheit einen wichtigen Zugang zur historischen Erforschung der technischen Moderne dar.

Anmerkungen: 

1 Vgl. die Nachweise zur Textgeschichte in: Arnold Gehlen, Gesamtausgabe, Bd. 6: Die Seele im technischen Zeitalter und andere sozialpsychologische, soziologische und kulturanalytische Schriften, hg. von Karl-Siegbert Rehberg, Frankfurt a.M. 2004, S. 666.

2 Vgl. Christoph Hubig, Arnold Gehlen: Die Seele im technischen Zeitalter. Sozialpsychologische Probleme der industriellen Gesellschaft, in: Christoph Hubig/Alois Huning/Günter Ropohl (Hg.), Nachdenken über Technik. Die Klassiker der Technikphilosophie, Berlin 2000, S. 140-143; Karl Korn, Kulturkritik zwischen Skepsis und Spekulation. Arnold Gehlen: „Die Seele im technischen Zeitalter“ (1957), in: Günther Rühle (Hg.), Bücher, die das Jahrhundert bewegten. Zeitanalysen – wiedergelesen, München 1978, S. 199-205.

3 Vgl. zu den Überschneidungen zwischen den beiden Veröffentlichungen die Seitenkonkordanz in Gehlen, Gesamtausgabe, Bd. 6 (Anm. 1), S. 818-822, zu den Textabweichungen die Anmerkungen des Herausgebers ebd., S. 704-722.

4 Vgl. Wolf Lepenies, Die Wiederentdeckung von Arnold Gehlen, in: Welt, 4.1.2007.

5 Vgl. dazu Paul Nolte, Die Ordnung der deutschen Gesellschaft. Selbstentwurf und Selbstbeschreibung im 20. Jahrhundert, München 2000, S. 273-318; Axel Schildt, Moderne Zeiten. Freizeit, Massenmedien und „Zeitgeist“ in der Bundesrepublik der 50er Jahre, Hamburg 1995, S. 324-350; Rüdiger Zill, Im Wendekreis des Sputnik. Technikdiskurse in der Bundesrepublik Deutschland der 50er Jahre, in: Irmela Schneider/Peter M. Spangenberg (Hg.), Medienkultur der 50er Jahre. Diskursgeschichte der Medien nach 1945, Bd. 1, Wiesbaden 2002, S. 25-49.

6 Zu dem ein Jahr zuvor erschienenen, ähnlich betitelten Buch „Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution“ vgl. Daniel Morat, Die Aktualität der Antiquiertheit. Günther Anders’ Anthropologie des industriellen Zeitalters, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 3 (2006), S. 322-327.

7 Vgl. dazu allgemein Klaus R. Scherpe, Dramatisierung und Entdramatisierung des Untergangs. Zum ästhetischen Bewußtsein von Moderne und Postmoderne, in: Andreas Huyssen/Klaus R. Scherpe (Hg.), Postmoderne. Zeichen eines kulturellen Wandels, Reinbek bei Hamburg 1986, S. 270-301.

8 Vgl. Georg Bollenbeck, Eine Geschichte der Kulturkritik. Von J. J. Rousseau bis G. Anders, München 2007, S. 272f.

9 Vgl. Paul Nolte, Von der Gesellschaftsstruktur zur Seelenverfassung. Die Psychologisierung der Sozialdiagnose in den sechziger Jahren, in: Tobias Freimüller (Hg.), Psychoanalyse und Protest. Alexander Mitscherlich und die „Achtundsechziger“, Göttingen 2008, S. 70-94.

10 Vgl. zu Gehlens und Adornos Rundfunkpräsenz Monika Boll, Nachtprogramm. Intellektuelle Gründungsdebatten in der frühen Bundesrepublik, Münster 2004; zum Verhältnis von Gehlen und Adorno siehe Christian Thies, Die Krise des Individuums. Zur Kritik der Moderne bei Adorno und Gehlen, Reinbek bei Hamburg 1997.

11 Vgl. Jens Hacke, Der Intellektuelle und die Industriegesellschaft. Arnold Gehlen und Helmut Schelsky in der frühen Bundesrepublik, in: Harald Bluhm/Walter Reese-Schäfer (Hg.), Die Intellektuellen und der Weltlauf. Schöpfer und Missionare politischer Ideen in den USA, Asien und Europa nach 1945, Baden-Baden 2006, S. 233-257.

12 Vgl. zu den folgenden biographischen und werkgeschichtlichen Hinweisen Christian Thies, Arnold Gehlen zur Einführung, 2. Aufl. Hamburg 2007, S. 11-22.

13 Vgl. Gerwin Klinger, Die Modernisierung des NS-Staates aus dem Geist der Anthropologie. Die Konzepte „Zucht“ und „Leistung“ bei Arnold Gehlen, in: Wolfgang Bialas/Manfred Gangl (Hg.), Intellektuelle im Nationalsozialismus, Frankfurt a.M. 2000, S. 299-324.

14 Thies, Gehlen (Anm. 12), S. 19.

15 Von Gehlens Nachkriegssoziologie lässt sich im Übrigen sagen, dass sie sehr (sozial)philosophisch orientiert blieb und etwa mit der zeitgleich betriebenen, empirisch verfahrenden Industriesoziologie wenig bis gar nichts zu tun hatte. So finden sich in „Die Seele im technischen Zeitalter“ auch kaum Schilderungen der materiellen Realität industrieller Arbeit; Gehlens Ausführungen bewegen sich weitgehend auf einem abstrakten Niveau. Vgl. zur zeitgenössischen Industriesoziologie Ralf Dahrendorf, Industrie- und Betriebssoziologie, Berlin 1956.

16 Vgl. Thies, Gehlen (Anm. 12), S. 35-103.

17 Arnold Gehlen, Ende der Geschichte? (1975), in: ders., Gesamtausgabe, Bd. 6 (Anm. 1), S. 336-351, hier S. 341.

18 Vgl. dazu Lutz Niethammer, Posthistoire. Ist die Geschichte zu Ende?, Reinbek bei Hamburg 1989.

19 Vgl. zu Gehlens technokratischem Konservatismus Martin Greiffenhagen, Das Dilemma des Konservatismus in Deutschland, Frankfurt a.M. 1986, S. 316-336; zum Vergleich von Gehlens „Seele im technischen Zeitalter“ mit Hans Freyers 1955 erschienener „Theorie des gegenwärtigen Zeitalters“ Klaus Barheier, Arnold Gehlens Theorie des technischen Zeitalters im Kontext der „Leipziger Schule“, in: Helmut Klages/Helmut Quaritsch (Hg.), Zur geisteswissenschaftlichen Bedeutung Arnold Gehlens, Berlin 1989, S. 89-111.

20 Ein von Gehlen besonders häufig angeführter Maler war Paul Klee, dessen Bild „Revolution des Viaduktes“ auf Gehlens Wunsch auch für die Umschlaggestaltung des Buches verwendet wurde. Das ist nicht ohne historische Ironie, denn Klees Bild zeigt nicht nur eine sich verselbstständigende technische Architektur, es entstand 1937 auch unter den Bedingungen politischer Repression und wurde vielfach als Kampfansage an die Nationalsozialisten interpretiert, nachdem diese Klee als „entarteten“ Künstler diffamiert hatten.

21 Arnold Gehlen, Einige Methodenprobleme der Soziologie (1961), in: ders., Gesamtausgabe, Bd. 6 (Anm. 1), S. 598-604, hier S. 602.

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