Europa im Zeichen des Hakenkreuzes: Historiographische Perspektiven im Wandel

Ein Kommentar

Anmerkungen

 

Nationalsozialistische Europa-Propaganda im Protektorat Böhmen und Mähren 1941. Propagandaplakat von 1941
(Bundesarchiv, Plak 003-030-008)

In der jüngeren zeithistorischen Forschung haben die europäischen Dimensionen des Nationalsozialismus an Konturen gewonnen. War die Historiographie der „Deutschen Katastrophe“ ein nationales Projekt sui generis und die ältere Forschung lange vorrangig auf die nationalsozialistische Gewaltherrschaft im Deutschen Reich selbst konzentriert, so rücken nun transnationale Fragen verstärkt ins Blickfeld. Im Sinne einer histoire croisée der europäischen Zwischenkriegszeit werden vergleichende wie verflechtungsgeschichtliche Ansätze enger aufeinander bezogen. Das Forschungsfeld hat sich dabei geöffnet – hin zu einer Gewaltgeschichte Europas im 20. Jahrhundert.1

Die Beiträge von Thomas Sandkühler und Robert Grunert greifen die genannte Konjunktur auf. Sandkühler plädiert für eine genauere Analyse der wirtschafts- und finanzpolitischen Verknüpfungen zwischen dem Deutschen Reich und den von den Deutschen besetzten Ländern. Die antiliberal orientierte nationalsozialistische Europaideologie beruhte laut Sandkühler in erster Linie auf der Vorstellung eines von den Deutschen dominierten Mitteleuropa. Sandkühler fordert, diese Ideologie als Teil einer gewaltbehafteten europäischen Integrationsgeschichte zu lesen. Schließlich wurde das von den Nationalsozialisten im Kriegsverlauf propagierte „Neue Europa“, so das Argument, von den Machthabern nicht nur als ein gedachtes politisches Ordnungsgefüge zu Propagandazwecken zelebriert, sondern zugleich als Wirtschaftsraum faktisch ins Werk gesetzt. Das „Neue Europa“ entstand dabei vermittels einer massiv zum eigenen Vorteil ausgearbeiteten, asymmetrisch ausgerichteten Finanz-, Handels- und Währungspolitik.

Eine der von Sandkühler prominent vorgestellten Schlüsselfiguren war der SS-Oberführer Gustav Schlotterer, Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium. Der nach ihm benannte Ausschuss plante und organisierte ein „wirtschaftliches Paneuropa“ – wie Schlotterer selbst in Rückgriff auf Ideengeber wie Coudenhove-Kalergi formulierte: Das Ruhrgebiet, Frankreich und die Beneluxländer sollten zu einem „natürlichen Wirtschaftsraum“ werden. Vorhaben wie diese weisen Schlotterer als (vergessenen) Vordenker jener späteren europäischen Integration aus, die ihre Anfänge ebenfalls im Westen Europas nahm. Sehr anders gestaltete sich demgegenüber die Planung wie die faktische Politik im europäischen Osten und Südosten. Wie das Beispiel des von den Nationalsozialisten besetzten Griechenland zeigt, scheuten die Besatzer auch hier nicht davor zurück, dem Land Teile der eigenen Besatzungskosten aufzubürden. Die Beschreibung von Griechen als angebliche „Nichtstuer, Schieber und Korrupteure“ – laut Sandkühler eine deutsche Erfindung des Jahres 1943 – tat ein Übriges, um die Ausbeutung weiter zu legitimieren. Europa war, so ließe sich das Argument zuspitzen, bereits während des Nationalsozialismus ein zumindest wirtschaftlich unter deutscher Hegemonie erstaunlich weitgehend integriertes Gebilde. Pläne wie diejenigen Schlotterers, der wie manche anderen prominenten Nationalsozialisten für eine „spezifisch nationalsozialistische Variante einer deutsch geführten Föderation“ der europäischen Staatenwelt stand, sollten – so Sandkühlers Fazit – in einer künftig breiter anzulegenden Geschichte der europäischen Integration nicht länger außen vor bleiben.

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In anderer Weise greift Robert Grunert Perspektiven einer transnationalen Geschichte des Nationalsozialismus auf. Ihn interessieren jene konkurrierenden Europamodelle und -pläne, die sich außerhalb des Deutschen Reiches in den unterschiedlichen faschistischen Bewegungen Europas artikulierten. Sein Augenmerk richtet sich somit auf Teile einer transnationalen Rechten, die grenzübergreifend einen neuen faschistischen Universalismus für sich reklamierten: Die „gemeinsamen Feindbilder Demokratie, Liberalismus und Marxismus“ sowie der dazu gehörige Glaube an eine andere „revolutionäre ‚Gegenwelt‘“ waren laut Grunert ideologische Bindeglieder dieser Bewegungen, jenseits sonstiger nationaler Differenzen und Besonderheiten.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs bekamen die faschistischen Bewegungen zusätzlichen Aufwind; im Zuge der deutschen Besatzung gewannen ihre autoritären Europapläne erheblich an Dynamik. Ihre vermeintlich von allen geteilte Ideenwelt bekam allerdings bald deutliche Risse, als statt der erwarteten Kollaboration im Zeichen eines geeinten „Neuen Europa“ immer mehr en détail von einander abweichende Europamodelle zu Tage traten. Während auf Seiten der Kollaborateure in den besetzten Gebieten anfangs oft eine selektive Wahrnehmung dominierte, die sich mit Hoffnungen auf künftige gleichberechtigte Mitsprache und nationale Eigenständigkeit verknüpfte, lehnten die deutschen Instanzen eine solche Mitsprache ab. Die von Anton Adriaan Mussert verteidigte Vision eines „Germanischen Staatenbunds“ wiesen die deutschen Besatzer zurück, wich sie doch erheblich von ihren eigenen Plänen ab, die einen Anschluss der Niederlande an das Deutsche Reich vorsahen. Mussert geriet deshalb mit den von ihm geschätzten Besatzern in Konflikt, ähnlich wie Ferenc Szálasi in Ungarn, der sich mit seinen Vorstellungen eines „‚hungaristischen‘ Großreichs“ ebenfalls von der Volkstumspolitik der SS abgrenzte. In der Rückschau wird deutlich, dass die deutschen Machthaber die Vertreter der unterschiedlichen faschistischen Bewegungen der von ihnen besetzten Länder keineswegs als Bündnispartner anerkannten. Die von letzteren avisierte „europäische ‚Wiedergeburt‘“ war somit ein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben, zumal für die deutsche Seite die eigene Hegemonie wohl nie zur Disposition stand. Grunert zufolge lohnt es sich trotzdem, die Spannbreite konkurrierender antiliberaler Europaentwürfe genauer zu erforschen, erweisen sich diese Konzepte doch als Bestandteile jener „alternativen faschistischen Moderne“, deren Attraktivität und Reichweite auch heute nicht unterschätzt werden sollte.

Das von den Nationalsozialisten propagierte „Neue Europa“ war, dies zeigen die Beiträge nachdrücklich, keine Randerscheinung. Ebenso wenig handelte es sich nur um eine nationalsozialistische Propagandawaffe, die den Antibolschewismus unter Verbündeten und Sympathisanten in den besetzten Ländern stärken sollte.2 „Europa“, so Sandkühler und Grunert, war in der Zwischenkriegszeit und auch nach Kriegsbeginn innerhalb der transnationalen Rechten keine Leerformel. Im Gegenteil: Obschon stets an antiliberale, autoritäre Ordnungsmodelle sowie je eigenständige nationalistische Motivlagen rückgebunden, verknüpfte sich mit „Europa“ eine Fülle von konkurrierenden politischen Vorstellungen und Zielen sowie nicht zuletzt eine – vor allem von den Nationalsozialisten – tatsächlich ins Werk gesetzte Europapolitik.

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Befunde wie diese ergänzen ein bereits seit mehreren Jahren expandierendes Forschungsfeld.3 Erste Studien zu den nationalsozialistischen Mitteleuropaplänen sowie zu Vereinen, Gesellschaften und Verbänden, die sich unter diversen Vorzeichen dem Projekt einer innereuropäischen Verständigung verschrieben, haben den historischen Blick dafür geschärft, wie groß die Spannbreite der in der Zwischenkriegszeit entwickelten politischen Europavorstellungen zu veranschlagen ist. Einige Arbeiten haben darüber hinaus gezeigt, dass sich manche der in der Vorkriegszeit engagierten Protagonisten und Netzwerke im Zuge der späteren europäischen Einigungspolitik aufs Neue für ihre politischen Ziele engagierten.4 Die klassische Geschichtsschreibung zur europäischen Integration hat diesen Strömungen bisher nur selten Beachtung geschenkt. Wenn überhaupt, so wurden die rechtsgerichteten Vordenker Europas eher vorsichtig als quasi-natürliche Gegner der eigentlich richtigen europäischen Einigungsbestrebungen charakterisiert.5 Das auf diese Weise normativ gesetzte Einigungsvorhaben der Nachkriegszeit wurde mit seinen liberalen Grundhaltungen in die erste Jahrhunderthälfte rückprojiziert. Doch je mehr die antiliberalen Europabewegungen der Zwischenkriegszeit und die antiliberale Praxis der Europäisierung während des Zweiten Weltkriegs auf die Forschungsagenda gelangen, desto unbefriedigender dürfte es sein, lediglich die eine, vermeintlich unproblematische Seite der europäischen Integration historisch anzuerkennen. Die bereinigte Version europäischer Einigung vermag im Lichte der neueren Forschung immer weniger zu überzeugen.

Aber auch aus anderen Gründen scheint die klassische Version europäischer Integrationsgeschichte historiographisch an ihr Ende gekommen zu sein. So hat besonders Jost Dülffer in einflussreichen Texten dafür votiert, statt der herkömmlichen Institutionen- und Politikgeschichte eine breitere „Gesellschaftsgeschichte Europas als europäische Zeitgeschichte“ zu schreiben – ein Projekt, dessen Anfänge auf sozialhistorische Arbeiten der 1980er-Jahre zurückgehen.6 Demnach, so ließe sich das Plädoyer argumentativ fortführen, interessiert nun das „Europa von unten“, wobei hier auch das multiple „gedachte Europa“ der zahlreichen antiliberalen Intellektuellen der Zwischenkriegszeit sowie die Reisenden, Migranten und Zwangsmigranten mit ihren Erfahrungen in den Mittelpunkt rücken.

Gerade vor diesem Hintergrund gewinnen die Überlegungen von Thomas Sandkühler und Robert Grunert nochmals an Prägnanz. Allerdings stellt sich für beide Beiträge die Frage, wie eigentlich die gesellschaftlichen Erfahrungen mit den genannten nationalsozialistischen Europapolitiken und die Reaktionen hierauf in den angesprochenen Ländern genauer gefasst und eingeordnet werden könnten. War der Glaube an ein künftiges Europa bei faschistischen Sympathisanten im Zuge der deutschen Besatzungsherrschaft als Ganzes desavouiert, oder wurde Europa als politische Ordnungsidee von den faktischen Machthabern, die diese Idee nach außen hin propagierten, zu guter Letzt entkoppelt? Was kam von der nationalsozialistischen Europapolitik überhaupt in den besetzten Gebieten an, was wurde hingegen schlicht als Besatzungsherrschaft gesehen? Wie die auf dem Cover dieses Hefts abgebildete Plakatwand zeigt, versuchten die Nationalsozialisten, im öffentlichen Raum ein durchaus anschauliches Bild vom „Neuen Europa“ zu vermitteln. Dennoch stellt sich die Frage, wer davon was, wo und an welchen Orten rezipierte. Inwieweit wurden die dazugehörigen Ordnungsvorstellungen weiter aufgegriffen und zu einem veränderten Europabewusstsein verarbeitet?7 Die Frage, wie die Ideenwelt schließlich mit der Erfahrungswelt korrespondierte, ist nicht ohne Weiteres zu beant-worten. Erste Ansätze dazu finden sich sowohl in den umfangreichen aktuellen Forschungen zu Ausmaß und Umfang der Kollaboration und zur Praxis der Besatzungsherrschaft in den besetzten Ländern sowie in neueren Arbeiten, die die massenhafte innereuropäische Zwangsmigration und den Holocaust als Kernbestandteile eines von vielen erfahrenen europäischen Gewaltraums identifiziert haben.8

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Trotz der zahlreichen vorliegenden Arbeiten ist das neue Forschungsinteresse an rechten Vordenkern und Bewegungen, ihren transnationalen Verbindungen und den vielfältigen praktischen Folgen noch nicht an sein Ende gelangt. Wie das von Thomas Sandkühler erwähnte Beispiel Gustav Schlotterers zeigt, dürften künftig noch eine Reihe vergessener Vordenker Europas und „Hintergrundfiguren“ (Peter Schöttler) wiederentdeckt werden, deren nachhaltiges Wirken bislang möglicherweise auch aus politischen Gründen übersehen worden ist. Dies trifft etwa für den Bereich der Kulturvermittlung zu, der sowohl zur Zeit des Nationalsozialismus als auch in der Nachkriegszeit für die Europapolitik zunehmend Bedeutung erlangte, vor allem für das vielfach geförderte Europabewusstsein.9 Hier gab es schillernde Figuren wie Werner Bökenkamp, der in der Zeit der nationalsozialistischen Besetzung am Deutschen Institut in Paris arbeitete, später dann als Journalist für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ tätig war und sich über die politische Zäsur von 1945 hinweg einer deutsch-französischen Verständigung eigenen Zuschnitts widmete, die mit liberalen Europamodellen nichts gemein hatte. In der Nachkriegszeit verschrieb sich der Frankreichexperte Bökenkamp mit seinen Publikationen und Übersetzungen besonders dem Vorhaben, pronationalsozialistischen französischen Stimmen in Deutschland Gehör zu verschaffen.10

Neben biographischer Forschung zu einzelnen Protagonisten ist auch die Geschichte der rechten Internationale bislang als Forschungsdesiderat zu bezeichnen. Internationale Organisationen der Zwischenkriegszeit im Umfeld des Völkerbunds verfügten über eine ausgewiesene Konkurrenz im rechten Spektrum, die sich auf unterschiedlichen Sektoren zu etablieren versuchte. Der rechtsgerichtete Internationalismus war keine zu vernachlässigende Größe, und so suchten auch die Nationalsozialisten die internationale Zusammenarbeit mithilfe eigens gegründeter internationaler Organisationen umzugestalten.11 Das faschistische Italien und das nationalsozialistische Deutschland profilierten sich als internationale Akteure mit einer eigenen Agenda. Viele der bislang nur wenig bekannten Organisationen und Initiativen, von der „Deutschen Kongresszentrale“ bis hin zum „Internationalen Institut für edukativen Film“, um hier nur zwei Beispiele zu nennen, könnten genaueren Aufschluss darüber geben, wie sich das nationalsozialistische Deutschland – zum Teil in Abstimmung mit dem faschistischen Italien – auf der internationalen Bühne zu positionieren suchte.12

Das Europa der Nationalsozialisten sollte ebenso wie das Europa der transnationalen europäischen Rechten, so war es zumindest gedacht, seine politische Vorrangstellung in der Welt auch in der Zukunft beibehalten. Die dazugehörigen Ordnungsvorstellungen abstrahierten nicht von globalen Zusammenhängen.13 Im Gegenteil: Das „Neue Europa“ war im Weltmaßstab konzipiert und die koloniale Landnahme außereuropäischer Gebiete als genuiner Bestandteil vorgesehen.14 Dies zeigen beispielhaft die Werke des belgischen Journalisten und Kollaborateurs Pierre Daye: Er forderte zwar ein Europa der Europäer – „L’Europe aux Européens“ (1942) –, plädierte aber zugleich für die Hochschätzung europäischen Kolonialbesitzes und damit für koloniale Ergänzungsräume, die den Kontinent wirtschaftlich absichern sollten.15 Das „Neue Europa“ war also in seinen unterschiedlichen Spielarten kein selbstgenügsames Projekt. Stattdessen knüpften die Vordenker des „Neuen Europa“ mit ihrer Fortschreibung der kolonialen Weltordnung an die nach wie vor bestehenden kolonialen Besitzansprüche des vorhergehenden Jahrhunderts an. Die Konkurrenz zum britischen Weltreich trug gleichwohl dazu bei, die Attraktivität des faschistischen Italien und des nationalsozialistischen Deutschland sogar unter manchen Befürwortern postkolonialer Unabhängigkeit zu steigern. Schließlich befassten sich sowohl Hindu-Nationalisten als auch andere Intellektuelle und Mitglieder des Indischen Nationalkongresses wie Taraknath Das durchaus interessiert mit den politischen Modellen der wirtschaftsgelenkten, autoritären faschistischen Regime in Europa – trotz einiger Vorbehalte gegenüber deren kolonialen Ambitionen.16 Befunde wie diese sind bislang nur in Ansätzen systematisch verfolgt worden und könnten der künftigen Forschung Impulse geben, die unterschiedlichen Ordnungsvorstellungen und -modelle Europas auch in ihren globalen Verflechtungen mitsamt den teilweise widersprüchlich anmutenden Verwerfungen genauer zu situieren.

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Im Zuge der Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union im Dezember 2012 ist die Geschichte der europäischen Einigung erneut als politischer Gegenentwurf zur Erfahrung zweier Weltkriege auf die öffentliche Agenda geraten. Ob nun die Annahme einer Geburt Europas aus dem Geist des Widerstands historisch zutreffend ist oder ob sie nicht stärker zu relativieren ist, da es auch andere Strömungen gab, bleibt somit eine relevante zeithistorische Frage – gerade als Gegenpol zum heute gängigen politischen Narrativ. Entfalteten die unterschiedlichen Traditionen und Politiken, die sich mit „Europa“ sowohl in der Zwischenkriegszeit als auch während des Zweiten Weltkriegs in der transnationalen Rechten verknüpften, im später vereinten Europa nicht ebenfalls eine erhebliche Wirkung? Wenn das Europa der Nationalsozialisten mehr war als eine bloße Propagandaformel, wenn es vielschichtiger und vielgestaltiger war und dabei ein politisch und wirtschaftlich bereits teilweise integriertes Europa darstellte, so hatte seine Existenz Folgen über das Kriegsende hinaus.17 Diese Folgen gilt es ebenso zu kennen und zu verstehen wie die bislang kaum erforschten globalen Verknüpfungen und Bezüge.

Anmerkungen: 

1 Vgl. für dieses Plädoyer Michael Wildt, Die Epochenzäsur 1989/90 und die NS-Historiographie, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 5 (2008), S. 5-17, sowie Mark Mazower, Hitler’s Empire. Nazi Rule in Occupied Europe, London 2008 (dt.: Hitlers Imperium, München 2008, bes. Teil III „Wir Europäer“).

2 Für eine solche Lesart vgl. Michael Salewski, Europa. Idee und Wirklichkeit in der nationalsozialistischen Weltanschauung und politischen Praxis, in: Otmar Franz (Hg.), Europas Mitte, Göttingen 1987, S. 85-106, hier S. 102f., S. 104f.

3 Wichtig sind in dem Zusammenhang auch und vor allem Studien, die für vergleichende Faschismusforschung und breiter angelegte Transferstudien plädieren; vgl. beispielgebend Sven Reichardt, Neue Wege der vergleichenden Faschismusforschung, in: Mittelweg 36 16 (2007) H. 1, S. 9-25; Monica Fioravanzo, Die Europakonzeption von Faschismus und Nationalsozialismus (1939–1943), in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 58 (2010), S. 509-541; Arnd Bauerkämper, Interwar Fascism in Europe and Beyond. Toward a Transnational Radical Right, in: Martin Durham/Margaret Power (Hg.), New Perspectives on the Transnational Right, New York 2010, S. 39-66, sowie die Einleitung von Dieter Gosewinkel im vorliegenden Heft.

4 Vgl. zu den Gesellschaften und Verbänden Guido Müller, Europäische Gesellschaftsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg. Das Deutsch-Französische Studienkomitee und der Europäische Kulturbund, München 2005; sowie mit Blick auf die Kontinuitäten über 1945 hinaus Vanessa Conze, Das Europa der Deutschen. Ideen von Europa in Deutschland zwischen Reichstradition und Westorientierung (1920–1970), München 2005.

5 Diese Lesart geht auf die großen Studien von Walter Lipgens zurück; vgl. ders., Europa-Föderationspläne der Widerstandsbewegungen 1940–1945. Eine Dokumentation, München 1968; ferner für eine ähnliche Argumentation Robert Frank, Les contretemps de l’aventure européenne, in: Vingtième Siècle 60 (1998), S. 82-101. Ausführlicher thematisiert wird das nationalsozialistische Europa dagegen von Wolfgang Schmale – unter der Überschrift „Anti-Europa“. Vgl. ders., Geschichte Europas, Wien 2000, S. 115-128.

6 Vgl. den gleichnamigen Band des Archivs für Sozialgeschichte sowie die dortige Einleitung von Jost Dülffer/Anja Kruke, Von der Geschichte der europäischen Integration zur Gesellschaftsgeschichte Europas, in: Archiv für Sozialgeschichte 49 (2009) S. 3-24; Jost Dülffer, Europäische Zeitgeschichte. Narrative und historiographische Perspektiven, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 1 (2004), S. 51-71; ders., The History of European Integration: From Integration History to the History of Integrated Europe, in: Wilfried Loth (Hg.), Experiencing Europe. 50 Years of European Construction 1957–2007, Baden-Baden 2009, S. 17-32; ferner für ein frühes Plädoyer in diese Richtung Hartmut Kaelble, Auf dem Weg zu einer europäischen Gesellschaft. Eine Sozialgeschichte Westeuropas 1880–1980, München 1987.

7 Vgl. für diese Frage auch Schmale, Geschichte Europas (Anm. 5), S. 128; bezogen auf die Nachkriegszeit vgl. ähnlich Arnd Bauerkämper/Hartmut Kaelble (Hg.), Gesellschaft in der europäischen Integration seit den 1950er Jahren. Migration – Konsum – Sozialpolitik – Repräsentationen, Stuttgart 2012.

8 Vgl. beispielhaft für die Frage der Kollaboration Philippe Carrard, The French who Fought for Hitler. Memories from the Outcasts, Cambridge 2010, und für die Praxis der Besatzungsherrschaft die jüngst von Marcel Boldorf präzis formulierte Forderung, die „Besatzungsökonomie“ und die „ökonomischen Steuerungsmechanismen“ in den unterschiedlichen besetzten wie nicht besetzten Teilen Europas genauer zu analysieren: ders., Neue Wege zur Erforschung der Wirtschaftsgeschichte Europas unter nationalsozialistischer Hegemonie, in: Christoph Buchheim/Marcel Boldorf (Hg.), Europäische Volkswirtschaften unter deutscher Hegemonie 1938–1945, München 2012, S. 1-26, bes. S. 23; ferner in Hinblick auf den europäischen Gewaltraum Robert Gerwarth/Stephan Malinowski, Europeanization through Violence? War Experiences and the Making of Modern Europe, in: Martin Conway/Klaus Kiran Patel (Hg.), Europeanization in the Twentieth Century. Historical Approaches, Basingstoke 2010, S. 189-209; Michael Jeismann, Völkermord oder Vertreibung. Medien der Europäisierung?, in: Historische Anthropologie 13 (2005), S. 111-120; als ein großangelegtes Forschungs- und Editionsvorhaben, das die Unterschiedlichkeit europäischer Erfahrungen einzufangen sucht, vgl. das vom Institut für Zeitgeschichte in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv und dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg bearbeitete Editionsprojekt „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden 1933–1945“: http://www.edition-judenverfolgung.de

9 Grundlegend: Frank-Rutger Hausmann, Die Geisteswissenschaften im „Dritten Reich“, Frankfurt a.M. 2011.

10 Vgl. Anne Kwaschik, Auf der Suche nach der deutschen Mentalität. Der Kulturhistoriker und Essayist Robert Minder, Göttingen 2008, S. 159-170, sowie für die Problematik, die die Deutung solcher und ähnlicher Biographien im Einzelnen aufwirft, den Beitrag von Peter Schöttler in diesem Heft.

11 Vgl. Madeleine Herren, Internationale Organisationen seit 1865. Eine Globalgeschichte der internationalen Ordnung, Darmstadt 2009, S. 73-79; sowie ausführlicher zu diesem Themenkomplex dies./Sacha Zala, Netzwerk Aussenpolitik. Internationale Kongresse und Organisationen als Instrumente schweizerischer Aussenpolitik 1914–1950, Zürich 2002, bes. S. 151-222.

12 Vgl. Madeleine Herren, ‚Outwardly… an Innocuous Conference Authority‘: National Socialism and the Logistics of International Information Management, in: German History 20 (2002), S. 67-92; Zoë Druick, The International Educational Cinematograph Institute, Reactionary Modernism, and the Formation of Film Studies, in: Canadian Journal of Film Studies 16 (2007), S. 80-97.

13 Vgl. dazu beispielhaft auch die Kampfschrift von Giselher Wirsing, Der maßlose Kontinent. Roosevelts Kampf um die Weltherrschaft, Jena 1942.

14 Vgl. Patrick Bernhard, Die „Kolonialachse“. Der NS-Staat und Italienisch-Afrika 1935 bis 1943, in: Lutz Klinkhammer/Amedeo Osti Guerrazzi/Thomas Schlemmer (Hg.), Die „Achse“ im Krieg. Politik, Ideologie und Kriegführung 1939–1945, Paderborn 2010, S. 147-175.

15 Vgl. Pierre Daye, L’Europe aux Européens, Bruxelles 1942; ders., Die Eroberung von Zentralafrika, Leipzig 1937, 2. Aufl. München 1955; sowie knapp dazu Robert Grunert, Der Europagedanke westeuropäischer faschistischer Bewegungen 1940–1945, Paderborn 2012, S. 182, S. 186.

16 Vgl. zu diesem Zusammenhang Maria Framke, Delhi – Rom – Berlin. Die indische Wahrnehmung von Faschismus und Nationalsozialismus 1922–1939, Darmstadt 2012 (im Erscheinen).

17 Für einen weiteren Hinweis in diese Richtung vgl. auch Patrick Bernhard, Repression transnational. Die Polizeizusammenarbeit zwischen Drittem Reich und italienischem Faschismus, 1933–1943, in: Wolfgang Schulte (Hg.), Die Polizei im NS-Staat. Beiträge eines internationalen Symposiums an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, Frankfurt a.M. 2009, S. 407-424.

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